Freitag, 4. Dezember 2009

USA werden zum Billiglohnland

Der Dollar ist schwach, wie noch nie. Immer mehr deutsche Firmen verlagern ihre Produktion in die USA. USA ist das Billiglohnland. Deshalb plant Daimler seine C-Klasse zukünftig in den USA herstellen zu lassen. Etwa 20% hat der Greenback in den vergangenen 12 Monaten verloren. Der Kurs spring immer wieder über 1,50 Dollar und nähert sich dem Höchststand des Frühjahres.

Die durchschnittlichen Arbeitskosten pro Stunde liegen in den USA inzwischen um ein Drittel niedriger als in Deutschland.

Auf den Plakaten in Sindelfingen kann man folgendes lesen: "No, no, America" Am Dienstag protestierten tausende von Mercedes-Mitarbeitern vor dem Werk gegen die Verlagerung der Produktion in die USA. Gesamtbetriebsrat Dieter Klemm schimpft: "Wir werden unsere Arbeitsplätze nicht kampflos ins Nirvana verschwinden lassen.“

Ab 2014 soll ein Großteil der C-Klasse im Daimler Werk in Tuscaloosa produziert werden. Konzernchef Dieter Zetscher über die Gedankenspiele des Daimler Vorstandes. „Der Währungskurs sei "offensichtlich eine signifikante Belastung für das Ergebnis.

Währungsanalysten erwarten laut aktuellen Umfrage des Wirtschaftsdiensts Bloomberg für das kommende Jahr im Durchschnitt ein weiteres Absinken des Kurses um etwa 7,1 Prozent. Experten argumentieren, dass die hohen Neuverschuldung, steigende Arbeitslosigkeit und milliardenschweren Staatsausgaben zu dieser Prognose führen würden.

Callum Henderson von Standard Chartered in Singapur sagt:"Es wird seine Zeit brauchen, bis der massive Dollar-Überhang an den Devisenmärkten abgebaut ist.
Chefvolkswirt des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, Volker Treier, prophezeit: "Die Ungleichgewichte sind so stark, dass niemand eine schnelle Erholung des Dollar erwartet."

Rund 45 Prozent der bereits in Amerika angesiedelten deutschen Unternehmen rechnen laut einer Umfrage der Deutsch-Amerikanischen Handelskammern mit anhaltenden Verfall des Dollar-Kurses, nur 18 Prozent der Firmen rechnen mit einer Erholung des Greenback. 73 Prozent sehen den Wechselkurs als das größte Risiko im Geschäft zwischen Deutschland und den USA.

Währungsschwankungen gab es schon in der Vergangenheit. Um diesen vorzubeugen, versuchen mittelständische Unternehmen Kurssicherungsgeschäfte, um so genügend Dollar-Raum einzukaufen. Nicht nur bei Daimler wird über die Verlagerung der Produktion in Nordamerika nachgedacht.

Laut Wacker Chemie heisst es: „Ein Prozent Kursänderung übers Jahr kosten 5 Millionen Euro vom operativen Ergebnis. Bereits der deutsche Hersteller von Silikon, Bindemitteln oder Siliziumwafern hat vor Jahren Standorte in den USA aufgebaut. Und während der Finanzkrise eine weitere Planung von Milliardeninvestitionen vorangetrieben. Die Produktion von Polysilicium soll 2013 in Cleveland, Tennessee, anlaufen, ein Vorprodukt für die Solarindustrie.

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